„Till Eulenspiegel“ entsteht vor Augen und Ohren

Live-Hörspiel für rund 460 Kinder

Als am Mittwoch, den 10. Januar 2024 Schülerinnen und Schüler aus 14 Grundschulen und einer Förderschule aus Oberbayern im Studio 1 des Münchner Funkhauses eintrafen, da wussten so einige von ihnen nicht genau, was sie eigentlich erwartet. Ein Theaterstück? Ein Konzert? Ähm, Till wer? Doch schnell wird klar: Hier geht es ums Zuhören. Und ums Erleben, wie aus Musik, Sprache, Geräuschen ein Hörspiel entsteht.     

Ein Angebot für Kinder: Symbolische Scheckübergabe für die Förderung des Live-Hörspiels durch Christine Miedl (Sparda-Bank) an Isabella Schmid (Stiftung Zuhören)
Ein Angebot für Kinder: Symbolische Scheckübergabe für die Förderung des Live-Hörspiels durch Christine Miedl (Sparda-Bank) an Isabella Schmid (Stiftung Zuhören)

Wer ist eigentlich Till Eulenspiegel?

Ob es ihn je gegeben hat, weiß man nicht, aber die Geschichten um diesen Schalknarren und Schwindler sind seit dem Mittelalter in Deutschland bekannt und in vielen Büchern erzählt worden. Was fasziniert immer wieder daran? Was sagen die Kinder?

„Der ist schlau, der legt immer alle rein!“

„Ja, und der hat immer gute Ideen, das ist witzig!“

So hätten wir es (manchmal) auch gerne: den anderen Leuten immer eine Nasenlänge voraus sein, Streiche spielen und das Leben leicht nehmen.

 

Die Macher mit einem Gespür für die Zielgruppe

Stefan Wilkening in Aktion als Till Eulenspiegel

Stefan Wilkening in Aktion als Till Eulenspiegel

Im Live-Hörspiel von Autor und Regisseur Bernhard Jugel erleben wir Eulenspiegels Lebensgeschichte von der Wiege bis zur Bahre, von der dreifachen Taufe des kleinen Till bis zu seinem letzten Scherz, den er sich noch auf dem Sterbebett ausgedacht hat. Jugel hat dazu die mittelalterlichen Geschichten, die derb und zotig daherkamen, in eine altersgerechte feine Gratwanderung zwischen bösen Scherzen und listigen Albernheiten verwandelt. Und als kongenialen Darsteller den Schauspieler Stefan Wilkening engagiert, der mit Herzblut und vollem Einsatz in alle Rollen schlüpft, singend, tanzend, flüsternd, rappend.

Eine vermeintliche Ahnengalerie in der Burg gerät zur neumodischen Kunstkritik, Wildschweine rennen quiekend durch die Szenerie und wir werden akustisch nass, wenn Tills Seiltanz im Bach endet. Denn stets mischten sich Geräuschemacher Max Bauer und Musiker Michael Popp (Ensemble Estampie) ein, bebilderten und kommentierten das Geschehen akustisch und fügten der Erzählung weitere Ebenen, Tiefe und Atmosphäre hinzu.

 

Zuhören ist eine Herausforderung

13 mittelalterliche und seltene Saiteninstrumente, ein rotes Sofa, eine Staffelei sowie ein Sammelsurium an Geräusche-Utensilien bevölkerten dafür die Bühne. So bekamen die Kinder viel zu sehen und konnten den Episoden aus Till Eulenspiegels Leben gut folgen, denn das Auge hilft dem Ohr beim Verstehen.

„Ich habe versucht, genau auf alles zu achten. Also den Till und die Musik und die Geräusche. Und am besten fand ich alles!“, sagte ein Mädchen von der Grundschule Oberschleißheim in der Parksiedlung begeistert.

Nach der Vorstellung: Meet the Geräuschemacher – Max Bauer zeigt den Kindern seine Instrumente
Nach der Vorstellung: Meet the Geräuschemacher – Max Bauer zeigt den Kindern seine Instrumente
Die Kinder lauschten gebannt den Till-Eulenspiegel-Geschichten
Die Kinder lauschten gebannt den Till-Eulenspiegel-Geschichten

Sich über eine Stunde auf die Geschichte, Musik und Geräusche zu konzentrieren, war keine leichte Sache für die Dritt- und Viertklässler. Manchmal kam Unruhe auf, wollten die Füße einfach nicht mehr stillhalten – aber immer genau dann passierte etwas Neues, gab es Lichteffekte, Geräusche, einen witzigen Spruch. Und kaum ertönte Musik, klatschen die Kinder kräftig mit und sangen beim Schlusslied aus voller Kehle „Das ist Eulenspiegel! – Bin oft klüger als ich scheine, weil der Schein ja meistens trügt!“

 

23 Schulklassen im fliegenden Wechsel

Dann war es schon vorbei, großer Applaus und die Kinder strebten dem Ausgang zu. Zeit für eine kleine Verschnaufpause für Technik und Künstler. Auch bei der zweiten Vorstellung an diesem Vormittag war das Studio 1 fast voll besetzt. Fast, denn aufgrund des Bahn-Streiks mussten leider zwei Klassen absagen. Die anderen hatten sich allen Widrigkeiten zum Trotz auf den Weg gemacht und wurden herzlich empfangen, im Foyer vom Team der Stiftung Zuhören und auf der Bühne von Moderatorin Daniela Arnu (Programmdirektion Kultur) und Isabella Schmid (Vorstand Stiftung Zuhören und ehemalige Leiterin der Medienkompetenzprojekte): Insgesamt nahmen 23 Schulklassen aus 14 Schulen mit über 460 Kindern aus Hallbergmoos, Deisenhofen, Bad Wiessee, Unterbiberg, Oberschleißheim und München teil.

 

Großzügige Förderung für das Event

Das Live-Hörspiel „Till Eulenspiegel“ war für alle Schulklassen ein kostenloses Angebot, ermöglicht durch den Gewinn-Sparverein der Sparda-Bank München eG, der sich seit vielen Jahren für die Zuhörbildung engagiert und bereits zahlreiche Projekte der Stiftung Zuhören ermöglichte. Die Resonanz der Schulen auf das Angebot war so gut, dass die beiden Vorführungen bereits Wochen im Voraus ausgebucht waren.

Christine Miedl und Isabella Schmid bei der Scheckübergabe
Christine Miedl und Isabella Schmid bei der Scheckübergabe

Zuhören ist eine wichtige Grundkompetenz, die erlernt werden kann – am besten mit interessanten, hochwertigen Hör-Angeboten. Denn dabei machen Kinder die Erfahrung, dass Geräusche, Klänge und Sprache das Verstehen und die Fantasie anregen – und sie lernen wie nebenbei, besser zuzuhören. Sie haben gebannt gelauscht und sehr viel Spaß gehabt!

Isabella Schmid, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stiftung Zuhören und ehemalige Leiterin der Medienkompetenzprojekte

 

Zuhören heißt Verstehen und Wertschätzung. Wenn wir Kinder zum aufmerksamen Zuhören befähigen, dann investieren wir in ihre Fähigkeiten und das kann zu mehr Verständnis in der Gesellschaft beitragen. Ich freue mich, dass wir ihnen mit dem Live-Hörspiel diesen wertvollen Bildungsaspekt ermöglichen können.

Christine Miedl, Direktorin Unternehmenskommunikation der Sparda-Bank München